EILUN FEER SKUUL
54° 41' 32" N - 8° 33' 23" O
Gymnasium & Gemeinschaftsschule Insel Föhr
Heute ist der 29.03.2024 | letzte Homepage-Aktualisierung 2024-03-15 18:46:06

Presseberichte
Presseberichte des Jahres 2012
Wo selbst ein Elefant scheitern muss
Schulen an der Westküste steigen in individuelle Begabtenförderung ein: Theodor-Storm-Schule bildet
Es ist eigentlich kein Geheimnis, wird aber als solches behandelt. Schule, so wie wir sie kennen, kann auf individuelle Lernbedürfnisse keine Rücksicht nehmen. Alle büffeln zur selben Zeit das Gleiche. Alles Andere bricht aus den bekannten Zeitstrukturen und Organisationsformen heraus. Mehrere Schulen in Nordfriesland wagen deshalb mit finanzieller Hilfe des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums den Schritt in eine andere Schulwelt: Besondere Begabungen sollen entdeckt und den jungen Menschen entsprechende Freiräume zur Beschäftigung geöffnet werden. „Schleswig-Holstein inklusive Begabtenförderung“ (SHIB) heißt das drei Jahre laufende Pilotprojekt. Und an der Husumer Theodor-Storm-Schule (TSS) laufen alle nordfriesischen Fäden zusammen. Am Stützpunkt Westküste werden die benötigten Schülerpaten und Lehrer ausgebildet. An diesem Projekt beteiligen sich die Eilun Feer Skuul in Wyk auf Föhr, die Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll und neben der TSS auch die Husumer Pestalozzi- und die Klaus-Groth-Schule. Nicole Mews organisiert mit Kollegin Sünje Petersen die künftige Begabtenförderung an der TSS. Die 29-Jährige will weg vom Negativimage einer gesonderten Förderung für begabte junge Menschen: „Der Begriff Leistung ist doch etwas Positives. Durch das Projekt wollen wir auch im schulischen Leben einen Wandel erreichen. Schüler müssen sich derzeit ja fast schämen, wenn sie mehr können und wollen als im Unterricht verlangt wird.“ Die Schwierigkeit liegt aber meistens darin, begabte Schüler zu erkennen und vor allem zu akzeptieren, dass die besonderen Interessen der Pennäler nicht immer in die bekannten Schulfächer einzusortieren sind. Und was ist eigentlich eine Begabung? Von Kritikern schon lange moniert, fallen in der deutschen Schule vor allem jene Menschen hinten runter, die es in Richtung Sport, Kunst oder Musik zieht. Diese Fächer bleiben meist ungeliebte Randerscheinungen. Im Fokus stehen die Naturwissenschaften und Sprachen. Wer dafür wenig Begabung mitbringt, droht ins schulische Abseits zu geraten. Um ein Bild zu bemühen: Der Elefant würde im Fach „Bäume hochklettern“ gnadenlos durchfallen. Wie so ein Elefant kann sich denn auch so manch Schüler fühlen, der versucht, seinen Interessen und Begabungen entsprechend zu lernen. „Dazu kommt, dass sehr oft schlechte Noten ein Ausdruck von Unterforderung sein können. Wir sind aber gewohnt, diese Schüler als schulfaul hinzustellen“, betont Lehrerin Mews. Wegen derlei nicht gerade angenehmen Erfahrungen zwischen Schülern und Lehrern soll das Projekt kreisweit auch von so genannten Schülerpaten begleitet werden. Junge Menschen von der Westküste, die dieselben Erfahrungen gemacht haben, werden an der TSS ausgebildet. Sie sollen den direkten Draht zu begabten und unterforderten Schülern aufbauen. Ein Modell, dass Schülerpatin Corinna Oesau logisch findet. „Geh mal mit einer Fünf oder Sechs zu deinem Lehrer und sag, dass du begabt bist“, lacht die 16-Jährige. An der TSS haben die Lehrer erste Kandidaten ausgeguckt, die gezielt angesprochen werden. Alles bleibt aber freiwillig und vor allem ohne Notendruck. Wer will, kann dann mit Gleichgesinnten fächerübergreifend und voller Neugierde an speziellen Fragestellungen oder Projekten arbeiten. Alles, was zählt, ist der Spaß am Lernen. „Es ist klar, dass Schule diese Art von Lernen bislang nicht unterstützt hat“, sagt Nicole Mews. „Wir schaffen hier etwas Neues, das bislang nur außerhalb der Schule stattgefunden hat.“
owa, Der Inselbote, 3.12.2012

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